Entwicklungspsychologie des Jugendalters (2018)
ISBN
978-3-662-55792-1

Inhalt

Kapitel 1: Biopsychologische Veränderungen

Kapitel 2: Entwicklungsaufgaben und ihre Bewältigung

Kapitel 3: Kognitive Entwicklung

Kapitel 4: Emotionale Entwicklung

Kapitel 5: Selbstkonzept und Selbstwert

Kapitel 6: Sozialbeziehungen zur Herkunftsfamilie

Kapitel 7: Sozialbeziehungen zu Gleichaltrigen

Kapitel 8: Problemverhalten

Kapitel 9: Digitaler Medienkonsum

Kapitel 10: Berufswahl

Kapitel 11: Psychische Störungen

Kapitel 12: Physische Störungen

Kapitel 13: Institutionelle Unterstützung im Jugendalter

 

Kapitel 1: Biopsychologische Veränderungen

von Kerstin Konrad und Johanna König

Zusammenfassung

Das Jugendalter ist geprägt von biologischen, psychologischen und sozialen Veränderungen. Biologisch stehen sowohl das Erlangen der sexuellen Reife (Pubertätsentwicklung) als auch eine umfassende neuronale Umstrukturierung des Gehirns im Vordergrund. In der Pubertät finden starke körperliche Veränderungen statt, die mit einer vermehrten Sekretion von Hormonen verbunden sind. Die neuronalen Veränderungen gehen mit Veränderungen des Sozialverhaltens und kognitiven und affektiven Veränderungen einher, z. B. der Risikobereitschaft, dem Belohnungsstreben und der kognitiven Kontrolle. Diese biologischen Veränderungen führen zu psychischen Herausforderungen, die weit über die Phase der biologischen Entwicklung hinausreichen. Die Grundzüge der adoleszenten biopsychologischen Veränderungen werden im folgenden Kapitel erörtert.

 

Kapitel 2: Entwicklungsaufgaben und ihre Bewältigung

von Heike Eschenbeck und Rhea-Katharina Knauf

Zusammenfassung

Ausgangspunkt dieses Kapitels ist das Konzept der Entwicklungsaufgaben nach Havighurst, das sehr prominent geworden ist und dessen Grundideen bis heute weitgehend Gültigkeit besitzen. Thematisiert werden konkrete Entwicklungsaufgaben Jugendlicher, historische und kulturelle Einflüsse auf Entwicklungsaufgaben, Quellen von Entwicklungsaufgaben sowie geeignete Zeiträume für Entwicklungsaufgaben. Es folgt eine Darstellung der Identitätsfindung als zentrale Entwicklungsaufgabe des Jugendalters. In Ergänzung zu Entwicklungsaufgaben werden kritische Lebensereignisse und Alltagsprobleme als nicht normative Anforderungen an Jugendliche dargelegt. Die Bedeutung von Ressourcen und Schutzfaktoren für eine erfolgreiche Bewältigung von sowohl Entwicklungsaufgaben als auch kritischen Lebensereignissen und alltäglichen Stressoren wird angesprochen. Abschließend liegt der Fokus dann auf der Bewältigung der Anforderungen. Behandelt werden das transaktionale Modell nach Lazarus und Folkman, das Zusammenwirken von Anforderungen, Bewältigung und der psychischen Funktionsfähigkeit des Individuums sowie die Vorhersage einer erfolgreichen Entwicklung des Individuums infolge der Lösung von Entwicklungsaufgaben. Das Kapitel schließt mit Überlegungen zu möglichen Bewältigungsproblemen beim Lösen alterstypischer Entwicklungsaufgaben wie auch Möglichkeiten der Stärkung von Bewältigungsressourcen.

 

Kapitel 3: Kognitive Entwicklung

von Sven Lindberg und Marcus Hasselhorn

Zusammenfassung

Das Kapitel bietet einen Überblick zu zentralen Aspekten der kognitiven Entwicklung im Jugendalter. Als wichtige Bestandteile der allgemeinen Informationsverarbeitung werden zunächst die Konstrukte Intelligenz und Arbeitsgedächtnis vorgestellt und diesbezügliche Besonderheiten im Jugendalter geschildert. Zur Beschreibung komplexerer kognitiver Prozesse werden zudem beispielhaft Erkenntnisse aus der Forschung zu sozialen Kognitionen und zur Selbstregulation näher beschrieben und deren Bedeutung für Entwicklungsprozesse im Jugendalter hervorgehoben. Abschließend werden mit den schulischen Leistungen und der Nutzung digitaler Medien ausgewählte Bereiche beleuchtet, die in deutlichem Zusammenhang zur kognitiven Entwicklung und der daraus resultierenden kognitiven Leistungsfähigkeit stehen.

 

Kapitel 4: Emotionale Entwicklung

von Peter Zimmermann, Fritz Podewski, Fatma Çelik und Alexandra Iwanski

Zusammenfassung

Dieses Kapitel beschäftigt sich mit typischen Fähigkeiten und Merkmalen in der emotionalen Entwicklung von Jugendlichen. Es ergeben sich deutliche Entwicklungsveränderungen in den Bereichen der Emotionalität, der Emotionserkennung und der Emotionsregulation. Im vorliegenden Kapitel sollen aktuelle Erkenntnisse aus diesen drei Bereichen der emotionalen Entwicklung mit dem Fokus auf Kompetenzen und Veränderungen im Jugendalter vorgestellt werden. Zunächst wird der Forschungsstand zur Emotionalität von Jugendlichen dargestellt. Im Anschluss werden die beiden anderen Bereiche der emotionalen Entwicklung, also die Entwicklung der Emotionsregulation und Entwicklung der Emotionserkennung im Jugendalter, beschrieben. Abschließend werden mögliche Einflussfaktoren auf Unterschiede in der emotionalen Kompetenz diskutiert, wie z. B. biologische Einflussfaktoren oder Sozialisationserfahrungen. In manchen Bereichen zeigt sich ein Anstieg der emotionalen Kompetenz über das Jugendalter, in anderen Bereichen vor allem eine Veränderung der Reaktivität und der emotionalen Selbststeuerung.

 

Kapitel 5: Selbstkonzept und Selbstwert

von Tamara Thomsen, Nora Lessing, Werner Greve und Stefanie Dresbach

Zusammenfassung

Dieses Kapitel beginnt mit der Betrachtung des Selbstkonzeptes als kognitiv-deskriptive Komponente des Selbst. Nach der Beschreibung von Modellen, die Aufschluss über die Struktur, den Aufbau sowie die Entwicklung des Selbstkonzeptes geben sollen, wird auf die Entwicklung des Selbstkonzeptes im Jugendalter eingegangen. Anschließend wird der Selbstwert als affektiv-evaluative Komponente des Selbst in den Blick genommen. Neben der Entwicklungslinie des Selbstwertes werden auch Geschlechtsunterschiede im Jugendalter thematisiert. Im darauffolgenden anwendungsbezogenen Teil wird das jugendliche Selbst im Zusammenhang mit verschiedenen Entwicklungsfolgen betrachtet, wie z. B. Zusammenhänge von Selbstkonzept und Leistung oder von Selbstwert und Gesundheit. Abschließend werden die Prozesse des Selbst thematisiert, welche die selbstbezogenen Wissensstrukturen und Selbstbewertungen konstruieren, stabilisieren und modifizieren.

 

Kapitel 6: Sozialbeziehungen zur Herkunftsfamilie

von Sabine Walper, Ulrike Lux und Susanne Witte

Zusammenfassung

Dieser Beitrag stellt die Herkunftsfamilie Jugendlicher in den Mittelpunkt und behandelt die Beziehung junger Menschen zu Eltern, Großeltern und Geschwistern. Diskutiert werden theoretische Konzeptionen und empirische Befunde, die einerseits altersgradierte Veränderungen der Eltern-Kind-Beziehung im Jugendalter, andererseits die Stabilität von Beziehungen im biografischen Verlauf betonen. Möglichkeiten und Grenzen erzieherischer Einflussnahme werden vor dem Hintergrund steigender Autonomieansprüche aufgezeigt und Veränderungen der Beziehungen beim Auszug aus dem Elternhaus angesprochen. Wir beleuchten Geschwisterbeziehungen als die biografisch längsten Beziehungen hinsichtlich zentraler Einflussfaktoren wie auch ihrer Konsequenzen für die Entwicklung Jugendlicher und verweisen auf die Diversität von Enkel-Großeltern-Beziehungen sowie deren Potenziale. Aus systemischer Perspektive heben wir sowohl die Interdependenz als auch die eigenständige Bedeutung dieser Beziehungen hervor.

 

Kapitel 7: Sozialbeziehungen zu Gleichaltrigen

von Marc Vierhaus und Eva-Verena Wendt

Zusammenfassung

Dieses Kapitel befasst sich zunächst mit den entscheidenden Veränderungen im Bereich der sozialen Entwicklung in Bezug auf Gleichaltrigenbeziehungen, Freundschaften und Gruppen im Jugendalter. Die Forschung zeigt, dass diese Entwicklung immer im Zusammenhang mit der Eltern-Kind-Beziehung betrachtet werden muss. Das Kapitel beleuchtet den Wandel der Funktionen der Beziehungen zu Gleichaltrigen und betrachtet die Bedeutung des Beliebtheitsstatus unter Gleichaltrigen im Jugendalter. Das Kapitel stellt auch den Einfluss von Beziehungen zu Gleichaltrigen auf das positive und problematische Verhalten von Jugendlichen dar und befasst sich aus diesem Grund auch mit präventiven Maßnahmen. Neben der Gestaltung von Beziehungen zu gleichgeschlechtlichen Gleichaltrigen zählt die Aufnahme von Partnerschaften und sexuellen Beziehungen zu den wichtigsten Entwicklungsaufgaben des Jugendalters. Verschiedene Modelle beschreiben eine altersgradiert zunehmende Intensivierung romantischer und sexueller Erfahrungen im Verlauf der Adoleszenz. Diese werden in diesem Kapitel getrennt für die beiden Bereiche „romantische Beziehungen“ und „sexuelle Beziehungen“ aufgegriffen und zusammen mit empirischen Befunden zu Verbreitung, typischen Altersstufen und den Korrelaten romantischer und sexueller Erfahrungen präsentiert.

 

Kapitel 8: Problemverhalten

von Karina Weichold und Anja Blumenthal

Zusammenfassung

Im Jugendalter fallen viele Jugendliche durch sog. Problemverhalten wie Substanzkonsum oder Delinquenz auf. Zu einem großen Teil können diese Verhaltensweisen als transitorisch betrachtet werden und liegen an für diese Lebensphase typischen biopsychosozialen (einschließlich neuronalen) Veränderungen. Bei einer Minderheit jedoch sind spezifische Problemlagen, die schon in der Kindheit zu beobachten sind, ursächlich und dieser Entwicklungspfad weist eine hohe Kontinuität bis ins Erwachsenenalter auf. Im vorliegenden Kapitel werden sowohl allgemeine Erklärungsmodelle beschrieben, als auch einzelne spezifische Probleme (legaler und illegaler Drogenkonsum, Delinquenz und Bullying) näher beleuchtet. Dabei wird jeweils auf Möglichkeiten der Prävention eingegangen, die den Beginn und/oder die Eskalation von Problemverhalten bei Jugendlichen anvisieren.

 

Kapitel 9: Digitaler Medienkonsum

von Michael Glüer

Zusammenfassung

In diesem Kapitel wird der digitale Medienkonsum von Jugendlichen anhand der Nutzung von sozialen Medien dargestellt. Es folgt eine Einführung in das Nutzungsverhalten von Jugendlichen und in die Funktionen von sozialen Medien. Anschließend werden entwicklungsrelevante Themen aufgegriffen, bei deren Bewältigung Jugendliche durch soziale Medien unterstützt werden können. Es wird aufgezeigt, wie die Persönlichkeit das Nutzungsverhalten von Jugendlichen beeinflusst, wie soziale Medien eine Möglichkeit bieten, die Identität zu erkunden, und dafür genutzt werden, um Beziehungen zu pflegen und zu initiieren. Abschließend wird auf Gefahren und Risikofaktoren, die mit der Nutzung von sozialen Medien einhergehen, eingegangen.

 

Kapitel 10: Berufswahl

von Barbara Steinmann und Günter W. Maier

Zusammenfassung

Dieses Kapitel befasst sich mit der Wahl eines Berufes als eine der bedeutsamsten Entwicklungsaufgaben der Jugend in Industrieländern. Nach einer kurzen Einleitung, in der Herausforderungen der Berufswahl skizziert werden, stellen wir das Konstrukt der Berufswahlreife bzw. Berufswahlbereitschaft vor. Im Weiteren beschreiben wir drei zentrale Modelle und Theorien zur Berufs- und Studienwahl und gehen dann auf Befunde zum Einfluss der Eltern und Gleichaltriger, des Geschlechts und verschiedener Persönlichkeitsmerkmale auf die berufliche Entscheidungsfindung ein. Da die Wahl eines Berufes ein Prozess ist, bei dem Jugendliche Unterstützung bedürfen, schließen wir das Kapitel mit der Vorstellung ausgewählter Maßnahmen der Berufsorientierung.

 

Kapitel 11: Psychische Störungen

von Markus Wenglorz und Nina Heinrichs

Zusammenfassung

In diesem Kapitel skizzieren wir zunächst das Jugendalter kurz aus klinisch-entwicklungspsychopathologischer Perspektive, um dann zu demonstrieren, dass diese Entwicklungsphase sowohl als Risiko als auch als Chance betrachtet werden kann. Im Anschluss werden gängige Klassifikationssysteme und ihre spezifische Bedeutsamkeit für das Jugendalter illustriert sowie epidemiologische Befunde zu Prävalenzen psychischer Störungen im Jugendalter dargestellt. Es wird herausgearbeitet, dass es unterschiedliche Verlaufstypen gibt (Störungen, die im Kindesalter beginnen und im Jugendalter noch fortdauern oder sich dort erheblich verstärken; Störungen, die erstmalig im Jugendalter auftreten können, oder solche, die nach erstmaligem Auftreten im Jugendalter dann abklingen). Dann wird jeweils ein ausgewähltes Phänomen dargestellt: im Jugendalter deutlich häufiger werdend (Depressionen), in der Regel im Jugendalter erstmalig auftretend (Suizidalität) oder aber in der Kindheit begonnen und im Jugendalter dann persistierend (Geschlechtsidentitätsstörungen). Das Kapitel schließt ab mit der Diskussion der Relevanz eines Altersbezugs bei psychotherapeutischen und psychiatrischen Interventionen, die sich aus den verschiedenen Verlaufstypen ergibt.

 

Kapitel 12: Physische Störungen

von Arnold Lohaus

Zusammenfassung

Dieses Kapitel beginnt mit epidemiologischen Angaben zur Verbreitung chronischer Erkrankungen im Jugendalter. Es folgt eine Darstellung besonderer Probleme, die sich aus dem Vorliegen einer chronischen Erkrankung für Jugendliche ergeben können. Dazu gehören die Therapiemitarbeit sowie Konsequenzen für die Beziehungen zur Herkunftsfamilie und zu Gleichaltrigen. Weitere mögliche Probleme beziehen sich auf die Leistungsfähigkeit in Schule und Beruf, auf die Identitätsfindung sowie auf die Partnerwahl und Sexualität. In den nachfolgenden Abschnitten wird verdeutlicht, dass chronische Erkrankungen nicht nur Entwicklungsrisiken, sondern auch Entwicklungschancen für betroffene Jugendliche bieten. Abschließend wird auf Unterstützungsmöglichkeiten durch das soziale und institutionelle Umfeld eingegangen.

 

Kapitel 13: Institutionelle Unterstützung im Jugendalter

von Mike Seckinger

Zusammenfassung

Dieser Beitrag stellt institutionelle Unterstützungsangebote der Kinder- und Jugendhilfe vor, die ausschließlich oder auch Jugendliche als Zielgruppe haben. Damit soll ein Beitrag zur Wissenserweiterung über einen wichtigen Kooperationspartner für Psychologinnen und Psychologen, die in unterschiedlichen Handlungsfeldern tätig sind, z. B. im Bereich von Therapie, sowie über ein wichtiges Arbeitsfeld für Psychologinnen und Psychologen geleistet werden. Ziel ist es, das Verständnis für zugrunde liegende Handlungslogiken und Arbeitsaufträge zu fördern sowie einen Überblick über Angebotsformen zu geben.